Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gut die Katzendamen riechen.

Gut, die eine Mieze besser als die andere, so wie bei den Menschen.

Ohne auf den Weg zu achten, schnupperte ich dem verlockendsten Geruch hinterher.

Haarscharf kam ich noch an einem Auto vorbei. Vorsichtiger folgte ich der Spur.

Es dämmerte. Ein paar bunt gekleidete Kinder wurden auf mich aufmerksam. Sie sahen komisch aus. Ob sie zum Karneval wollten? Darüber hatten meine Menschen gesprochen.

„Die schnappen wir uns und binden sie an den Marterpfahl.“

Johlend stürmte die Bande auf mich zu. So schnell meine Pfoten es erlaubten, rannte ich um mein Leben. Leider ohne darauf zu achten, wohin eigentlich.

Am Abend erreichte ich hungrig einen Stall. Die Kühe standen an, um ihre Milch loszuwerden. Das kannte ich von früher. Froh diesen Platz gefunden zu haben, machte ich mich auf die Suche nach einem kuscheligen Schlafplatz und etwas zum Kauen.

„Zieh Leine, das ist mein Revier.“

Ein dicker, roter Kater mit einem Furcht einflößenden, großen Schädel baute sich vor mir auf.

„Hau ab, sonst helfe ich dir.“

Er riss sein Maul auf und zeigte mir seine gelben Zähne. Die waren nicht das Schlimmste. Er zischte mir seinen stinkenden Atem entgegen. Bis dahin war mir schlecht vor Hunger gewesen.

Eingeschüchtert verließ ich den warmen Stall auf der Suche nach einem besseren Platz.

Ich vermisste meine Dosenöffner.

Wo war nur das Haus? Erschöpft lief ich weiter.

Ein paar Mäuse retteten mich vor dem sicheren Hungertod.

Ich lief, bis ich nicht mehr konnte, schlief, mit einem offenen Auge und gespitzten Ohren, unter Büschen und Sträuchern und lief weiter.

Mutlos durchquerte ich die Straßen.

Die Hoffnung mein Zuhause zu finden, hatte ich schon aufgegeben, da schnupperte ich eine bekannte Markierung.

Sofort fühlte ich meine Lebensgeister erwachen.

Ein paar Blechkisten weiter, kein Zweifel, hier kannte ich mich aus.

Mein Herz hüpfte, es war das Haus von meiner Liebsten.

Von der habe ich euch noch nicht erzählt?

Meine Liebste ist eine sehr liebe, alte Dame. Sie kümmert sich um mich, wenn meine Menschen das Katzenfutter verdienen.

Schnell auf das Garagendach gesprungen, ein paar Schritte bis zum Küchenfenster. Es brannte Licht. Sie war da. Und sie schaute im richtigen Moment aus dem Fenster.

„Gott sei Dank, der Lidl! Wie siehst du denn aus? Na komm rein, hast sicher Hunger?“

Was für Fragen! Miauend strich ich um ihre Beine und erzählte ihr meine Abenteuer.

Während ich das Futter in mich hineinschlang, hörte ich sie reden. Sie sprach in dieses merkwürdige Ding, das die Menschen Telefon nennen.

Sie sagte, dass der Lidl aufgetaucht sei und weinte.

„Mein Kleiner, so was darfst du nie wieder machen. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht.“

Satt und zufrieden ließ ich mich von ihr mit einem feuchten Tuch abreiben. Ich mochte das eigentlich nicht. Aber war ich glücklich und wollte die Stimmung nicht trüben.

Meine Menschen haben sich sehr über meine Rückkehr gefreut. Den ganzen Abend wurde ich gekrault. Es gab eine extra Portion Leckerli.

Da mein kleines Abenteuer wohl drei Tage gedauert hatte, sollte es Konsequenzen für mich haben.

Sie sprachen von einer vorgezogenen Kastration.

 
Gut, dass ich nicht wusste, wovon sie sprachen.